DSV

Interview mit Werner Schuster - "Wir arbeiten auf allen Ebenen"

23.07.12
Skisprung
Anna Baumgartner im Kurzinterview mit Werner Schuster für skijumping.de.
Werner Schuster
Werner Schuster, wie zufrieden sind sie mit dem Auftakt des diesjährigen Sommer-Grand-Prix?
Werner Schuster: "Wir sind wirklich zufrieden. Es waren zwei schöne Wettkämpfe und wir konnten hier in Wisla mithalten. Es war sehr spannend den eigenen Entwicklungsstand zu beobachten und zu schauen, wie weit die anderen Nationen sind. Daraus können wir interessante Erkenntnisse ziehen und wissen nun, wo wir material- und sprungtechnisch stehen. Wir sind zufrieden, dass wir mit unserer Strategie drei Leute unter den besten Zehn platzieren konnten. Das haben wir lange nicht mehr geschafft. Dieses Ergebnis gibt uns Kraft und Motivation für unseren weiteren Weg."

Wie kommen Ihre Athleten mit den neuen Anzügen zurecht?
Werner Schuster: "Eigentlich ganz gut. Dem einen fällt es etwas leichter, dem anderen etwas schwerer. Die Umstellung hängt auch vom Sprungstil ab. Wir haben versucht, uns sehr schnell auf die neuen Änderungen einzustellen und akribisch zu arbeiten. Mit manchen Athleten sind wir dabei bereits gut vorangekommen. Andreas Wank zum Beispiel war in der Vorbereitung derjenige, der sich am schnellsten an das neue Material anpassen konnte. Ebenso Michael Neumayer ist das gut gelungen. Bei Richard Freitag läuft die Umstellung ein wenig verzögert, aber langsam fängt das System an zu greifen. Er ist am Samstag in Wisla einen sehr guten Wettkampf gesprungen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns bis zum Winter sowohl innerhalb unserer eigenen Mannschaft wie auch im internationalen Vergleich noch steigern werden."

An welcher Stelle sehen Sie Deutschland im Vergleich mit den Hauptgegnern der vergangenen Saison, Österreich und Norwegen?
Werner Schuster: "Man sollte nicht nur auf Österreich und Norwegen schauen. Die Österreicher sind noch nicht in ihrer besten Besetzung angetreten. Ebenso den Norwegern fehlt noch ein Top-Athlet. Auch uns fehlt mit Severin Freund momentan unser bester Sportler der letzten zwei Jahre. Hier in Wisla waren die Polen die stärkste Mannschaft. Ebenso die Slowenen haben sich sehr gut präsentiert. Zudem gibt es ein paar Einzelkämpfer wie Simon Ammann. Bis zum Winter wird sich sicherlich noch Einiges durchmischen. Gerade durch die Eigenschaften der neuen Anzüge rückt das Feld bei regulären Verhältnissen enger zusammen und es können sich noch viele spannende Wettkämpfe ergeben.

Wie verläuft die Genesung von Severin Freund? Dürfen die deutschen Fans schon in Hinterzarten mit ihm rechnen?
Werner Schuster: "Das wird sehr knapp. Er fängt jetzt erst mit dem Sprungtraining an. Die Reha verläuft bis jetzt wirklich sehr gut, aber ein Bandscheibenvorfall ist eine ernstzunehmende Verletzung. Wir brauchen Severin für die Zukunft. Er ist ein ganz wichtiger Mann in unserer Mannschaft und wird definitiv alle Zeit bekommen, um sich optimal vorzubereiten. Bei ihm hat die Vorbereitung auf den Winter oberste Priorität."

Halten Sie auch die Rückkehr von Martin Schmitt für realistisch?
Werner Schuster: "Wir haben mit Martin abgesprochen, dass er erst einmal im Continentalcup springen wird. Nach seinen Knieproblemen im Winter ist er endlich wieder schmerzfrei und soll sich nun wieder im Wettkampf erproben. Zu Anfang ist ihm das im Continentalcup noch schwer gefallen, in Sotschi hat er sich aber bereits wieder herangekämpft. Die Türen stehen ihm offen, dennoch wird es in erster Linie von seinen Leistungen abhängen, wann er in den Weltcup zurückkehrt."

Danny Queck und Daniel Wenig sind in Wisla aus dem Continentalcup zur A-Mannschaft gestoßen. Wie schätzen Sie den Leistungsstand dieser beiden Athleten ein?

Werner Schuster: "Wir sind durchaus zufrieden mit der Entwicklung dieser zwei Athleten. Die beiden haben gute Ergebnisse im Continentalcup erzielt und wurden mit der Nominierung für den Auftakt des Sommer-Grand-Prix‘ belohnt. Sie konnten zwar in Wisla noch nicht ganz überzeugen, aber man muss bedenken, dass es ihr viertes Wettkampfwochenende in Folge war. Auch ein Jan Matura, der bisher im Continentalcup stark aufgetreten ist, hat hier nur knapp das Finale erreicht.

Wie zufrieden sind sie mit dem Leistungsstand der DSV-Adler im Continentalcup?
Werner Schuster: "Wir können noch nicht aus dem Vollen schöpfen wie vielleicht die Österreicher, aber wir arbeiten auf allen Ebenen an der Entwicklung unserer Mannschaft. Wir haben ein paar vielversprechende Einzelsportler und eine gute Dynamik im System. Ebenso der Zusammenhalt im Team ist sehr positiv. Nicht zuletzt durch unsere gemeinsamen Kurse ist der Kontakt zum Trainerteam um Ronny Hornschuh noch enger, die Abstimmung noch besser geworden. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir auch im Continentalcup als Mannschaft bald wieder eine größere Rolle spielen werden."

Wie sieht ihre weitere Sommerplanung aus?
Werner Schuster: "Wir werden nicht alle Wettkämpfe mit der stärksten Mannschaft besetzen, sondern nur an ausgewählten Stationen wie Courchevel und natürlich Hinterzarten und Klingenthal mit der Top-Mannschaft antreten. Ich bin der Überzeugung, dass es im Sommer vor allem darum geht, den Anschluss zu halten. Man muss hier nicht alles in Grund und Boden springen. Schließlich werden die Sommersieger im Winter oft wieder von den anderen Athleten eingeholt. Wir würden uns natürlich freuen, wie im letzten Jahr den einen oder anderen Podestplatz zu erspringen. Aber vor allem geht es darum, sich optimal auf den Winter vorzubereiten.

Vielen Dank für das Gespräch und alle Gute!
2012-07-23