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Vierschanzentournee 2015: Teil II – Deutsche Schanzen, deutsche Sieger

29.12.14 08:00 Uhr
Skisprung
Die Schattenbergschanze in Oberstdorf und die Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen sind am 28. Dezember 2014 beziehungsweise 1. Januar 2015 Austragungsorte der traditionellen Vierschanzentournee. In diesem Artikel finden Sie Informationen zu den deutschen Sprunganlagen und Kurioses aus dem Allgäu und dem Werdenfelserland.
VST
Die Schattenbergschanze – Ort des Auftaktspringens in Oberstdorf
Skispringen hat in Oberstdorf eine lange Tradition: Im Jahre 1909 wurde die erste „große“ Skisprungschanze auf den Halden erbaut. Damals lag der vom Freiburger Bruno Biehler gehaltene Schanzenrekord bei 22 Metern – eine beachtliche skisportliche Leistung für die Zeit. Anfang des 20. Jahrhunderts war das Skispringen in Deutschland in keinem Ort weiter entwickelt als in Oberstdorf.

Das Gelände auf den Halden war für eine Schanze jedoch nicht optimal. Daher wurde am 27. Dezember 1925 am Fuße des Schattenberges eine nach Plänen des Architekten Hans Schwendiger neu erbaute Sprunganlage eröffnet: Die Schattenbergschanze.
16 Jahre lang wurden auf der Schattenbergschanze Wettkämpfe ausgetragen. Im Jahre 1930 wurde die Anlage für die Deutschen Meisterschaften vergrößert und nochmals 1936 für das Qualifikationsspringen für die Olympischen Spiele. Der Oberstdorfer Heini Klopfer stellte bei diesem Wettbewerb vor 7000 Zuschauern mit 59 Metern einen neuen Schanzenrekord auf.

Kurz nach Beginn des zweiten Weltkrieges fand der letzte Wettkampf auf der Schattenbergschanze statt, bevor sie aufgrund der Kriegswirren stillgelegt wurde und verfiel. Die Oberstdorfer Begeisterung für das Skispringen überdauerte den Krieg jedoch und mit Hilfe freiwilliger Helfer und dem von den Rechtlern und der Gemeinde gestifteten Holz wurde die Schanze nach Kriegsende wieder aufgebaut. Schon am 1. Januar 1946 konnte erneut gesprungen werden. Sepp Weiler war in den folgenden Jahren mit einer Weite von 82 Metern der Rekordhalter.

Am 4. Januar 1953 gingen auf der Schattenbergschanze die Skispringer zum ersten Mal im Rahmen der Vierschanzentournee über den Bakken. Im ersten Jahr der Veranstaltung wurde die Tournee mit dem traditionellen Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gestartet und zog danach weiter ins Allgäu. Mittlerweile veranstaltet die Erdinger Arena das traditionelle Auftaktspringen der Vierschanzentournee. Damit sich die nationale und internationale Skisprungelite schon im Sommer auf dieses Großereignis vorbereiten kann, können seit 2004 alle fünf Schanzen der Erdinger Arena im Sommerbetrieb auf Matten besprungen werden.


Die Olympiaschanze – Traditionelles Neujahrsspringen in Garmisch-Patenkirchen
Schon 1902 führte der „Akademische Ski-Club München“ die ersten Skisprung-Wettkämpfe am Kochel- und Gudiberg durch. 12 Jahre später standen zwei Sprunganlagen in Garmisch-Partenkirchen: 1914 wurden die Deutschen Skisprungmeisterschaften auf der Kochelbergschanze und ein Drei-Königs-Springen auf der Hausbergschanze veranstaltet.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde 1921 die Schanze am Hausberg wiedereröffnet, auf der im selben Jahr das erste und mittlerweile traditionelle Garmisch-Partenkirchner Neujahrsspringen veranstaltet wurde. Zwei Jahre später wurde eine neue Schanze am Gudiberg eingeweiht, die 1936 als kleine Olympiaschanze genutzt wurde.

Mit dem Bau der neuen, großen „Olympiaschanze“ für die Winterspiele 1936 verlagerten sich alle Skisprungaktivitäten in Garmisch-Partenkirchen in das neue Skistadion am Gudiberg. Vor 130.000 Zuschauern flog der Norweger Birger Ruud mit Weiten von 75,0 Metern und 74,5 Metern damals zum Olympiasieg. 1953 war das Neujahrsspringen auf der großen Olympiaschanze gleichzeitig der Auftakt der ersten Vierschanzentournee.

Neue Anforderungen im Reglement der FIS machten im Jahr 2006 einen kompletten Neubau der oftmals modernisierten Schanzenanlage notwendig. Nach umfangreichen Vorarbeiten konnte im November der neue Anlaufturm – eine 650 Tonnen schwere, freischwebende Stahlkonstruktion – aufgerichtet werden: Eine Meisterleistung des Architekturbüros terrain:loenhart&mayr in Zusammenarbeit mit Mayr+ Ludescher und Sieber+Renn. Am 21. Dezember 2007 folgte die offizielle Einweihung im Rahmen des Continentalcups.

Den aktuellen Schanzenrekord hält der Schweizer Simon Ammann, der beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee 2010 bei 143,5 Metern landete. Das Schanzenstadion in "GAP" umfasst inklusive der Jugendschanzen vier Sprungnlagen, die alle auch im Sommerbetrieb auf Matten besprungen werden können.


Die Kunstsoffmatte – Eine DDR-Erfindung
Hans Renner hat vor gut 60 Jahren in der DDR die Kunststoffmatte für das Sommerskispringen erfunden. Renner ist bei nassem Wetter auf seiner Polyvinylchloridmatte vor der Haustür ausgerutscht und kam auf die Idee, diesen Effekt für das Skispringen im Sommer zu nutzen. Mit viel Tüftelei erfand er die Kunststoffmatte im großen Stil.

Der Skispringer Hartmut Pfeffer war der Erste, der auf einer Kunststoffmatte landete: 23 Meter weit war der erste Sprung in eine neue Dimension des Skispringens. Das erste öffentliche Mattenskispringen fand am 20. November 1954 mit 15.000 Zuschauern auf der heutigen Jugendschanze in Oberhof statt.

Hans Renner ließ seine Idee patentieren, die sich in den Folgejahren in vielen weiteren Ländern verbreitete, und verdiente bis zu seinem Tod an den Lizenzgebühren. Bis Mitte der 1970er-Jahre durften die Kunststoffmatten zudem nur in der DDR hergestellt werden und stellten für das Land einen „devisenträchtigen Exportschlager“ dar.

Mithilfe von Renners Erfindung konnten die DDR-Athleten auch im Sommer auf der Schanze trainieren und endlich wieder internationale Winterwettkämpfe gewinnen – unter anderem die Vierschanzentournee!


Kurioses aus Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen
Bei den ersten Tourneespringen stand in Oberstdorf der erfolgreiche Skispringer und Schanzenbauer Heini Klopfer mit der roten Fahne (Ampel gab es noch nicht) auf dem Schanzentisch und gab für jeden Springer den Anlauf frei. Damit man nicht sah, wie stark der Wind wirklich wehte, tauchte Klopfer die Fahne dann und wann in Wasser ein, damit sie nicht flattern und der Wettbewerb seinen Lauf nehmen konnte.

Bei der vierten Tournee im Jahr 1956 ließ es sich der finnische Skispringer und Vorjahresgesamtsieger, Hemmo Silvenoinen, in Garmisch-Partenkirchen trotz Verbotes nicht nehmen, die Silvesternacht vor dem Neujahrsskispringen gehörig zu feiern und zu durchzechen. Seine Mannschaftsführer wollten ihn deswegen von der Startliste streichen lassen. Sie gaben aber dem Bitten der finnischen Mannschaft nach und vertagten die erforderliche Strafe. Der verkaterte Silvenoinen bedankte sich für den Straferlass, indem er das Neujahrsspringen gewann.


Deutsche Tournee-Gesamtsieger
1957/58     Recknagel, Helmut (DDR)
1958/59     Recknagel, Helmut (DDR)
1959/60    Max Bolkart (GER)
1960/61     Recknagel, Helmut (DDR)
1969/70     Queck, Horst (DDR)
1972/73     Schmidt, Rainer (DDR)
1973/74     Aschenbach, Hans-Georg (DDR)
1975/76     Danneberg, Jochen (DDR)
1976/77     Danneberg, Jochen (DDR)
1981/82     Deckert, Manfred (DDR)
1983/84     Weissflog, Jens (GER)
1984/85     Weissflog, Jens (GER)
1989/90     Thoma, Dieter (GER)
1990/91     Weissflog, Jens (GER)
1995/96     Weissflog, Jens (GER)
2001/02     Hannawald, Sven (GER)




2014-12-29
Stand: 19.04.2024
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Lena Schwarz
Leistungssport GmbH
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