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Die Zukunft des Sports in Deutschland - 12. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes

06.12.15
News
Die Zukunft des deutschen Sports stand bei der 12. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Hannover im Mittelpunkt. Knapp eine Woche nach dem verlorenen Referendum über die Hamburger Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 gab DOSB-Präsident Alfons Hörmann sein Zukunftsversprechen ab: "Wir werden in großer Geschlossenheit daran arbeiten, dass die Mehrzahl der Deutschen die liebenswürdige Seite unserer Sportdeutschlandmedaille erkennt."
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Für seine offene und kritische Rede erntete der DOSB-Präsident lang anhaltenden Beifall der 456 Delegierten der DOSB-Mitgliedsorganisationen. Hörmann benannte ebenso wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière die derzeitigen Probleme einiger internationaler Sportverbände, die die Glaubwürdigkeit des Sports insgesamt auf eine harte Probe stellen. "Um Glaubwürdigkeit wiederzubekommen, müssen wir unserer Verantwortung auf allen Ebenen konsequent nachkommen", sagte Hörmann.

Der DOSB hat bei der Mitgliederversammlung sein Good-Governance-Programm vorgestellt und damit den bereits mit der Verabschiedung des Ethik-Codes im Dezember 2013 angestoßenen Prozess weiter vorangetrieben. So hat er ein Interessensregister der Mitglieder von Präsidium und Vorstand veröffentlicht. Das Good-Governance-Konzept und die Verhaltensrichtlinien wurden mit Unterstützung von externen Experten der Führungs-Akademie, Transparency International Deutschland e.V. und dem Bundesministerium des Innern erarbeitet. Sie dienen dazu, die Handlungssicherheit der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DOSB in allen Fragen von Integrität, Transparenz und Verantwortlichkeit zu erhöhen. Mit der Broschüre "Good Governance" und Muster-Verhaltensrichtlinien will der DOSB seine Mitgliedsorganisationen auf diesem Weg mitnehmen und sie dabei unterstützen, bisher bereits vorhandene sowie neu einzubringenden Regeln leichter in eigene Richtlinien umzusetzen.

Das gescheiterte Referendum in Hamburg war eines der Hauptthemen der Mitgliederversammlung. "Es ist eine Riesenenttäuschung nicht nur für den Sport, sondern für uns alle", sagte de Maizière. DOSB-Präsident Hörmann kam nach fünf Tagen des "Innehaltens und Nachdenkens" im Beisein des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz sowie des Innen- und Sportsenators Michael Neumann zum Ergebnis, er würde heute alles genauso machen, mit einem Unterschied: Die Zeitspanne zwischen der Entscheidung für Hamburg und dem Referendum sei zu kurz gewesen. "Aber in jeder Krise liegt auch eine Chance", sagte Hörmann, "wir werden das gekonnt analysieren und gestärkt herausgehen."

Ein Schwerpunkt für die Zukunft ist die Reform des Leistungssports, bei der die Phase der Analyse abgeschlossen und nun in der zweiten Halbzeit die Konzeption für die Zukunft in Angriff genommen wird. Bundesinnenminister Thomas de Maizière bestätigte, dass die Notwendigkeit von Strukturreformen im deutschen Sport bleibe. Es gehe nicht um ein Müssen sondern vielmehr um ein Wollen aller Beteiligten. Eine große Bereitschaft sei da. Gemeinsam gelte es, vernünftige Konzepte zu erarbeiten, um die notwendigen Strukturen festzulegen. Klar scheint nach kritischen Worten des DOSB-Präsidenten: Ein Bundesamt für Sport, wie es auf der Homepage des Bundesinstituts für Sportwissenschaft angeregt wurde, wird es nicht geben.

Als weiteren wichtigen Punkt gab Hörmann das Versprechen, mit dem Projekt "Anstoß 2016" auch die Arbeitsstrukturen im DOSB zu überprüfen, um mit neuer Kraft ins zweite Jahrzehnt der 2006 aus Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem Olympischem Komitee (NOK) hervorgegangenen Organisation zu gehen.

Wie wichtig der Sport für die Gesellschaft ist, zeigte sich in letzter Zeit unter anderem am Beispiel Flüchtlinge, um die sich die Sportbasis in vorbildlicher Weise kümmert. "Was hier geleistet worden ist in den vergangenen Monaten, ist großartig," sagte de Maizière. Das Programm "Integration durch Sport" wurde mittlerweile für alle Flüchtlinge geöffnet und wird auch mit mehr Förderung durch den Bund unterstützt. Die Mitgliederversammlung beschloss die Erklärung "Flüchtlinge in Sportdeutschland", mit der sich der DOSB und seine Mitgliedsorganisationen unter anderem zu einem offenen und gastfreundlichen Deutschland und zu ihrer integrationspolitischen Mitverantwortung bekennen, aber auch vor einer Überbelastung des Sports durch zu intensive Nutzung von Sporthallen als Notunterkünfte warnen.

Der DOSB-Präsident nannte weitere Punkte, an denen die Weiterentwicklung Sportdeutschlands festzumachen sei. Besonders am Herzen liege ihm das Ehrenamt. Er mahnte, das Ehrenamt zu schützen und bezahlte Ämter im Sport auch als solche zu benennen. Am Tag des Ehrenamts vergab der DOSB in Hannover seinen Preis Pro Ehrenamt an den Deutschen Lotto- und Totoblock, der den gemeinnützigen Sport vorbildlich unterstützt. "Ohne diese Mittel wäre die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen im Sport nicht möglich", sagte DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch. "Diese Arbeit ist ein starkes Stück Deutschland und ein unverzichtbarer Beitrag und ein Stück Lebensqualität."

Quelle: DOSB, Pressemitteilung vom 05.12.2015
2015-12-06