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Haben Schulskikurse einen Einfluss auf die motorische Leistungsfähigkeit unserer Kinder?

17.01.17
DSV-Nachwuchsprojekt
"Ja" lautet die klare Aussage einer Studie von Eva Kircher, gelernter Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege und Leiterin der DSV Skischule des Skiclub Günzburg e.V.
Skischulkurs
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit in Medizinpädagogik an der Hochschule für Gesundheit in Gera, befasste sie sich mit der Wirksamkeit eines Schulskikurses auf die motorische Leistungsfähigkeit bei bayerischen Realschülern der 7. Jahrgangsstufe.

Eine Untersuchung an der Hans-Maier-Realschule Ichenhausen

Die letzten Jahrzehnte wurden durch einschneidende Veränderungen in der kindlichen Lebens- und Bewegungswelt speziell in Industrienationen wie Deutschland gekennzeichnet, welche sich durch einen zunehmenden Bewegungsmangel auszeichnen. Gründe dafür sind kinderfeindliche Wohnbedingungen, der Ersatz des körperlich aktiven Freizeitverhaltens durch passiven Medienkonsum sowie ein höherer Stellenwert von bewegungsarmen sozialen Aktivitäten mit Gleichaltrigen. Die Auswirkungen des Bewegungsmangels sind katastrophal, zumal dadurch eine massive Beeinträchtigung der gesunden psycho-motorischen Entwicklung speziell bei Inaktiven besonders im Alter zwischen 11 und 17 Jahren zu verzeichnen ist.

Es besteht somit dringender Handlungsbedarf, dem Bewegungsmangel heutiger Kinder und Jugendlicher durch eine Zunahme körperlicher Aktivitäten zu begegnen.

Eine adäquate motorische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe aller Erziehungsinstitutionen. Deshalb müssen gezielte und ausreichende Bewegungsangebote in Kindergärten, Schulen und Vereinen geschaffen werden und das Umfeld dieser Klientel so gestaltet werden/sein, dass eine körperlich-sportliche Aktivität ermöglicht bzw. gefördert wird. Eine Möglichkeit dazu besteht besonders im Schulsportbereich, vermehrte Sport- und Bewegungsangebote wie beispiels-weise Fahrten mit sportlichem Schwerpunkt (=außerunterrichtlicher Schulsport) nicht nur in den Sommermonaten, sondern auch in den Wintermonaten (hier: speziell Schulskikurs), zu realisieren und nicht durch Kürzungen in diesem Bereich, etwaige Maßnahmen zu boykottieren. Die Abschaffung derartiger Schulfahrten, die den Schülern körperlich etwas abverlangen, würde und wird die Bedeutung von Bewegung und Fitness für die Kinder und Jugendlichen deutlich herabstufen und somit kontraproduktiv zum Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schulen sein.

Positive Zusammenhänge zwischen dauerhaften, regelmäßigen Bewegungsfördermaßnahmen und einer daraus resultierenden Verbesserung der motorischen Leistungsfähigkeit wurde bisher durch eine Vielzahl an Interventionsstudien nachgewiesen, jedoch sind die Effekte einer kurzzeitigen intensiven körperlichen Belastung kaum untersucht. Speziell zur Sportart des alpinen Skilaufs finden sich keine Aufzeichnungen in der veröffentlichten Literatur.

Daraufhin wurden 71 Schüler der 7. Jahrgangsstufe der Hans-Maier-Realschule Ichenhausen in einer repräsentativen kontrollierten Cluster-Randomisierung mittels des Deutschen Motorik Test 6-18 nach Bös auf ihre motorische Leistungsfähigkeit untersucht (Interventionsgruppe: 34 Schüler, Kontrollgruppe: 37 Schüler). Die Interventionsgruppe erhielt als Training einen viertägigen Schulskikurs, die Kontrollgruppe besuchte in dieser Zeit wie gewohnt den Schulunterricht und bewegte sich in dieser Woche außerhalb des Schulsportunterrichts in ihrem eingespielten, gewohnheitsmäßigen Umfang.

Die Frage dazu war, ob bereits durch eine kurzzeitige intensive körperliche Belastung der Bewegungsförderung (hier: viertägiger Schulskikurs) eine Verbesserung der motorischen Leistungsfähigkeit bei diesen Schülern zu verzeichnen ist. Der alpine Skilauf vereint nämlich alle konditionellen und koordinativen Fähigkeitsbereiche, die spezifisch und abwechslungsreich trainiert werden können.

Bei der Betrachtung der motorischen Gesamtleistungsfähigkeit kann über einen signifikanten Unter-schied zu Gunsten der Interventionsgruppe berichtet werden.

Beim Ergebnisvergleich beider Gruppen zwischen beiden Messzeitpunkten zeigte sich bei 7 der 8 Test-items eine deutlich höhere, aber noch nicht signifikante Verbesserung der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe.

Mögliche Ursachen für die Effekte dieser Untersuchung lassen vermuten, dass das Höhentraining (Hypoxietraining), die lange Belastungsdauer pro Tag (Trainingszeit), die frische Bergluft sowie das Belastungsmuster (HIIT - hochintensives Intervalltraining) dafür ausschlaggebend sein könnten.

Durch diese statistisch nachgewiesene Steigerung der motorischen Leistungsfähigkeit aufgrund eines viertägigen Schulskikurses muss u.a. das Ziel einer nachhaltigen Aktivierung und Beibehaltung eines solchen Kurses bzw. derartiger Schulfahrten erreicht werden.

Mehr dazu:
2017-01-23
Stand: 28.03.2024
Kontakt
Dr. Matthias Molt
Skisport an Schulen
Referent
Tel.: